* 18. März 1552 in Winnenden; † 22. Februar 1610 in Dresden. Theologe
Dass der erst 25jährige, in Kursachsen vorher nicht aufgefallene, Leyser 1577 die Wittenberger Generalsuperintendentur übernahm, Theologieprofessor und Mitglied des Konsistoriums wurde, sorgte für erhebliches Aufsehen. Leyser, der lutherischen Orthodoxie zugetan, avancierte zu einem der wichtigsten Vertreter des nord- und mitteldeutschen Konkordienluthertums. Er war maßgeblicher Mitarbeiter an der Konkordienformel und begleitete die Arbeit am Konkordienbuch. In die theologischen Streitigkeiten seiner Zeit griff er aktiv ein: in die Auseinandersetzung mit den so genannten Kryptocalvinisten, in den Exorzismusstreit, in den Huberschen Streit (benannt nach Samuel Huber) und den Konflikt um die lutherische Christologie.
- 1566 Studium in Tübingen; Magister 1570
- 1573 Ordination und Übernahme des Pfarramtes in Gellersdorf (Niederösterreich)
- 1576 Promotion zum Doktor der Theologie in Tübingen
- 1577 Generalsuperintendentur in Wittenberg; Professor an der Theologischen Fakultät und Mitglied des Konsistoriums
- 1587 Koadjutor des Superintendenten in Braunschweig
- 1589 Superintendent in Braunschweig
- 1593 Rückkehr nach Wittenberg und zweite Antrittsrede als Theologieprofessor und Generalsuperintendent (seine Braunschweiger Superintendentur behielt Leyser in dieser zweiten Wittenberger Zeit)
- 1594 Erster Hofprediger in Dresden
Ausgewählte Werke (online verfügbar / deutsche Sprache)
- Rettung Der Ehren, des glaubens vnd Bekandnüß, des weiland … Martini Chemnitii … Superintendenten, der Stadt Braunschweig …, Roß, Magdeburg 1592
- Abscheid aus diesem Jammerthal. Des Durchlaeuchtigsten Hochgebornen Fuersten vnd Herren Herrn CHRISTIANI, weyland Hertzogen zu Sachsen des heiligen Roemischen Reichs Ertzmarschaln vnd Churfuersten Landgraffen in Doeringen Marggraffen zu Meissen vnd Burggraffen zu Magdeburg etc. … publiciret vnd in Druck verfertiget, o.O. 1597
- Eine Christliche Predigt Wie man von ander Leute Worten vnnd Wercken reden vnd Judiciren sol Vber das schoene Euangelium Lucae 6. … Erkleret vnd ausgelegt Durch … Polycarpum Leisern der heiligen Schrifft Doct. vnnd Churfuerstlichẽ Saechßischen in Vormundschafft Hoffpredigern zu Dreßden … nachgeschrieben vnd in Druck gegeben Durch Abraham Hoseman, Frankfurt/Oder 1597
- Rettung Der Ehren und Unschuld D. Polycarpi Leisers/ Churfürstlichen/ Sächsischen Hoffpredigers : Welchen die vermummeten/ verkappeten und unbenandte des D. Niclas Krellen freunde/ der Auffruhr/ turbatae pacis publicae und anderer Unfug/ jedoch (Gott lob) mit gesparter Warheit und höchster ungebür beschüldiget haben, o.O. 1606
- Eine wichtige, und in diesen gefährlichen Zeiten sehr nützliche Frag: Ob, wie, und warumb man lieber mit den Papisten Gemeinschafft haben, und gleichsam mehr Vertrauen zu ihnen tragen solle, Denn mit, und zu den Calvinisten, Lamberg, Leipzig 1620
Weitere Digitalisate (auch in lateinischer Sprache)
Ausgewählte Sekundärliteratur (online verfügbar)
- Art. Leyser, Polycarpus, ein Lutherischer Theologus, in: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste, Bd. 17, Leipzig 1738, Spalte 728–730
- Gaylin R. Schmeling: Polykarp Leyser (1552–1610). A Theological Bridge Between Chemnitz and Gerhard, zuerst veröffentlicht in: Lutheran Synod Quarterly 50 (2010), 16 S.
Weitere Literatur
Christian Peters: Polykarp Leyser in Wittenberg. Eine Bestandsaufnahme, in: Irene Dingel/Günther Wartenberg (Hg.), Die Theologische Fakultät Wittenberg 1502 bis 1602, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2002, S. 173–188
Wolfgang Sommer: Polykarp Leyser d.Ä. – Erster Hofprediger in Dresden zur Zeit der Regierung des Administrators Friedrich Wilhelm I. und Kurfürst Christian II. (1594–1610), in: ders., Die lutherischen Hofprediger in Dresden. Grundzüge ihrer Geschichte und Verkündung im Kurfürstentum Sachsen, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2006, S. 115–136
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