* 20. April 1494 in Eisleben; † 22. September 1566 in Berlin. Theologe, Humanist
Agricola war wichtiger Wegbegleiter der Reformation. In Eisleben schuf er die erste evangelische Schulordnung. 1526 veröffentlichte er einen lateinischen, 1527 einen deutschen Katechismus. Seine Bedeutung für die Reformation zeigt sich unter anderem daran, dass er am Augsburger Glaubensbekenntnis (Confessio Augustana), den Grundlehren der lutherischen Kirche, mitarbeitete. Nachdem Agricola ab 1537 einen eigenen theologischen Weg einschlug, entfremdete er sich zunehmend von Luther. Neben theologischen Schriften fertigte Agricola auch eine Sammlung deutscher Sprichwörter an.
- 1516 Immatrikulation an der Artistischen Fakultät der Universität Wittenberg; 1518 Magistergrad
- 1519 Promotion zum Bakkalaureus Biblicus
- 1521 Studium der Medizin
- Ab 1523 Vorlesungen an der Theologischen Fakultät; Vorsteher am Pädagogium, Katechet und Prediger
- 1525 Pfarrer an der St. Nikolaikirche und Leiter der Lateinschule in Eisleben
- 1536 Rückkehr nach Wittenberg; 1537 übernahm er zeitweise die Vertretung Luthers; noch im gleichen Jahr löste er den 2. Antinomischen Streit mit Luther aus
- Seit 1540 Oberprediger, Generalsuperintendent und Visitator bei der evangelischen Kirche Brandenburgs
Ausgewählte Werke (online verfügbar / deutsche Sprache)
- (als Herausgeber) Auslegũg vnd Deutũg.des heyligen vater vnsers durch den Erwyrdigen vnnd Hochgelarten hern Martin Lutther, der heiligen schrifft Doctorn, einsidler reformiter Augustiner Ordẽs: in sachßen Vicarius, zu Wittẽbergk.Jm.M.D.vnd.xvij.Jar gepredigeth, in der fasten, vnd seyner schuler eynen, zusammen gesatzt, Landsberg 1518
- Ain kurze anred zu allen mißgünstigen Doctor Luthers und der Christenlichen freyheit, Leipzig 1522
- Wie man die Hailig geschrifft lesen, und wess man in der lesung der Euangelischen histori acht haben, Was man darin[n] ersuchen und forschen soll. Ain kurtze und Schöne Bericht, Augsburg 1526
- Eine Christliche kinder zucht, ynn Gottes wort und lere, Wittenberg 1527
- Drehundert gemener Sprickwörde, der wy Düdschen uns gebruken, unde doch nicht weten worher se kamen, Magdeburg 1528
- Confession vnd bekentnis Johanns Agricolae Eisslebens/ Vom Gesetze Gottes, Berlin 1540
- Sybenhundert vnd Fünfftzig Teütscher Sprichwörter, verneüwert vnd gebessert, 1548
Weitere Digitalisate (auch in lateinischer Sprache)
Ausgewählte Sekundärliteratur (online verfügbar)
- Gustav Kawerau: Johann Agricola von Eisleben. Ein Beitrag zur Reformationsgeschichte, Verlag von Wilhelm Hertz, Berlin 1881, 373 S.
- Sander L. Gilman: The Hymns of Johannes Agricola of Eisleben. A Literary Reappraisal, in: The Modern Language Review 67 (1972), S. 364–389
- Sander L. Gilman: Johannes Agricola of Eisleben’s Proverb Collection (1529): The Polemizing of a Literary Form and the Reaction, in: The Sixteenth Century Journal 8 (1977), S. 77–84
- Gustav Kawerau: Agricola, Johann, in: Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche, Bd. 1, 3. Aufl., Leipzig 1896, S. 249–253
- Berend Kordes: Johann Agricola’s aus Eisleben Schriften moeglichst vollstaendig verzeichnet, J. F. Hammerich, Altona 1817
Link zur „Deutschen Biographie“ | Link zur deutschsprachigen Wikipedia