In den Universitätsmatrikeln sind alle Mitglieder der Universität – Lehrende, Studenten und weitere Universitätsangehörige, so genannte „Universitätsverwandte“ – mit einer Matrikelnummer verzeichnet. Diese Form der Registrierung zog nach sich, dass die Immatrikulierten der universitären Gerichtsbarkeit unterstanden. Die Angaben umfassen Namenseintrag, geographische und familiäre Herkunft (bei den Universitätsverwandten), bisweilen auch vorherige Studienorte und Abschlüsse. Nicht verzeichnet wurde dagegen der Zeitpunkt der Exmatrikulation.
Forschungen zu den Wittenberger Universitätsmatrikeln befassen sich vor allem mit der geographischen Herkunft der Studenten, dem regionalen Einzugsbereich der LEUCOREA sowie der ausländischen Besucher der Universität.
Das Original
Das Original der Matrikel ist von der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt digitalisiert worden:
- Wittenberger Matrikel 1: 1502–1552
- Wittenberger Matrikel 2: 1552–1565
- Wittenberger Matrikel 3: 1565–1587
- Wittenberger Matrikel 4: 1587–1610
- Wittenberger Matrikel 5: 1610–1644
- Wittenberger Matrikel 6: 1645–1675
- Wittenberger Matrikel 7: 1675–1709
- Wittenberger Matrikel 8: 1710–1745
- Wittenberger Matrikel 9: 1745–1802
- Wittenberger Matrikel 10: 1802–1812
Wittenberger Matrikel 1502–1815. Digitalisat des Originals als Komplettdatei (675 MB), Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle (Saale) o.J. [2017], 4.994 S. – Klickbare Inhaltsübersicht
Die gedruckten Ausgaben
In zwei Ausgaben wurde die Matrikel auch in transkribierter Form gedruckt, einmal für die Jahre 1502–1602 und einmal für die Jahre 1602–1812:
Karl Eduard Förstemann: Album Academiae Vitebergensis [Ältere Reihe].
Band 1: 1502–1560, Tauchnitz, Leipzig 1841
Band 2: 1560–1602, hrsg. von Otto Hartwig, Halle (Saale) 1894
Band 3: Indices, hrsg. von Karl Gerhard, Halle an d. Saale 1905
Erneut gedruckt wurden diese Bände auch vom Scientia-Verlag, Aalen 1976.
Bernhard Weissenborn: Album Academiae Vitebergensis. Jüngere Reihe, Halle/S. 1934–1966
Teil 1/1: 1602–1660, Textband (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt N.R. Bd. 14), Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle/S. 1934, 600 S.
Teil 1/2: 1602–1660, Registerband, (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt N.R. Bd. 15), Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle/S. 1934, 532 S.
Teil 2/1: 1660–1710, bearb. v. Fritz Juntke (Arbeiten aus der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle a. d. Saale Bd. 1), Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle/S. 1952, 600 S.
Teil 3: 1710–1812, bearb. v. Fritz Juntke (Arbeiten aus der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle a. d. Saale Bd. 5), Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle/S. 1966, 782 S.
Zur Philosophischen Fakultät existiert eine Zusammenstellung der Baccalaurei und Magistri „aus der Fakultätsmatrikel“, d.h. aus den Dekanatsbüchern, nicht der Universitätsmatrikel (Julius Köstlin: Die Baccalaurei und Magistri der Wittenberger Philosophischen Fakultät. Aus der Fakultätsmatrikel, Max Niemeyer Verlag, Halle 1887–1891). Siehe dazu bei der Artistischen/Philosophischen Fakultät (dort auch Digitalisate).
Zu Matrikel-Untersuchungen siehe auf dieser Website die Rubriken „Literatur: Frequenz und Stipendien“ und „Die Einzugsbereiche der LEUCOREA, regionale Herkünfte der Studenten, Landsmannschaften“.
Otto Rübesame: Der Bilderschmuck der Wittenberger Matrikel, Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle {Saale) 1981
Projekte
Corpus Inscriptorum Vitebergense (CIV). Wittenberger Universitätsangehörige von den Anfängen bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (1502 bis 1648)
Seit 2017 läuft dieses an der Goethe-Universität Frankfurt am Main angesiedelte Forschungsprojekt. Es nimmt die Universitätsmatrikeln der LEUCOREA als Ausgangspunkt, um durch eine Verknüpfung mit weiteren seriellen Quellen eine umfangreiche relationale Personendatenbank für weiterführende Forschungen zu erstellen. – Zur Projekthomepage
Repertorium Academicum Germanicum. Die graduierten Gelehrten des Alten Reiches zwischen 1250 und 1550“ (RAG)
Auf dieses Projekt, realisiert an der Universität Giessen (bis 2019) und an der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften, sei hier ergänzend verwiesen. Das RAG erfasst seit 2007 die an deutschen und auswärtigen Universitäten zwischen 1250 und 1550 graduierten Gelehrten, Theologen, Juristen, Mediziner und Artisten-Magister mit ihren biografischen und sozialen Daten. Ungraduierte adlige Universitätsbesucher werden ebenfalls berücksichtigt (nicht erfasst sind alle unpromovierten Besucher der Artistenfakultäten und deren Bakkalare).
So wird eine prosopographisch orientierte Datenbank für das gesamte Gebiet des Alten Reiches erstellt. Datengrundlage sind edierte Quellen. Für die Universität Wittenberg, die mit dem letzten Halbjahrhundert des Erfassungszeitraums überlappt, ergibt die Datenbankrecherche 2.831 Datensätze (Stand: April 2023). Auf Basis der Datenbank wurden sog. Szenarien erstellt. Eines davon betrifft auch die Leucorea: Einzugs- und Kommunikationsräume: Universitäten Tübingen und Wittenberg 1477–1550. Weitere Szenarien beziehen die Wittenberger Universität mit ein, z.B. Studienräume: Mediziner 1250–1550. – Zur Projekthomepage
Rainer Christoph Schwinges: The Repertorium Academicum Germanicum (RAG) and the Geography of German Universities and Academics (1350–1550), Chapter 2, in: Peter Meusburger/Michael Heffernan/Laura Suarsana (Hg.): Geographies of the University (Knowledge and Space vol. 12), Springer Open, Cham 2018