Das Verständnis von Forschung wurde im Zuge der industriellen Modernisierung grundlegend erweitert, wie sich gerade in Wittenberg plastisch zeigte: Dort wurde am Anfang des 19. Jahrhunderts Wissenschaft an der Universität betrieben, ein Jahrhundert später in den anwendungsorientierten Forschungsabteilungen der Piesteritzer Chemiewerke. Damit war ein völlig neuer Typus angewandter naturwissenschaftlicher Forschung nach Wittenberg gekommen: produktionsnahe Forschung und Entwicklung. Sie wurde dann vor allem in zwei Unternehmen betrieben: den Stickstoffwerken (Erforschung der Pflanzenernährung und Düngemittelforschung) sowie im Gummiwerk Elbe (gegr. 1898).
Modul der Ausstellung „Wittenberg nach der Universität“ (2002): „Wittenberg als Industriestadt und Industrieforschungsstandort“
Literatur
Heinz Crahmer: Kurzer Rückblick zum 50jährigen Jubiläum des VEB Stickstoffwerk Piesteritz am 25. Dezember 1965, in: Chemische Technik, Wissenschaftliche Zeitschrift für Technik und Ökonomie der Chemieindustrie 12/1965, S. 705–707
O. Habicher: Die Zentrale Forschungsstelle der Gummiindustrie (ZFG) als technisch-wissenschaftliches Zentrum der Gummiindustrie, in: Plaste und Kautschuk 6/1961, S.319–320
Klaus Jasche/Manfred Oertel: Industrieforschung in den Stickstoffwerken Piesteritz 1945–1994, in: Jens Hüttmann/Peer Pasternack (Hg.), Wissensspuren. Bildung und Wissenschaft in Wittenberg nach 1945, Wittenberg 2004, S. 131–138
Wilfried Kunert: Industrieforschung im Gummiwerk „Elbe“ nach 1945, in: Jens Hüttmann/Peer Pasternack (Hg.), Wissensspuren. Bildung und Wissenschaft in Wittenberg nach 1945, Wittenberg 2004, S. 139–151